Eine Zwischenepisode

2016



Das Gleismaterial hatte ich bei einem Möbelhaus bestellt. Ja, Sie lesen richtig. Dieses Möbelhaus in Niedersachsen vertreibt offiziell Artikel der Firma Bemo. Ich vermute, der Inhaber ist Modellbahnfan mit dem Hang zu Schweizer Schmalspurbahnen. Immerhin stehen in seinem Möbelhaus so einige Modellanlagen die auch zu besichtigen sind.
Ich war wieder einmal beim Stöbern in seinen Internetshop und fand eine Ge 4/4''' mit Sound für einen unschlagbaren Preis. Das ist ja ein Schnäppchen und ich bestellte. Wohlgemerkt, mein Fuhrpark bewegte sich immer noch in analog. Dann sollte die Neue auch zunächst altherkömmlich auf Fahrt gehen. Das ist ja mit den neuen Decodern möglich. Die Lok hat einen ESU Loksound Micro 4.0 eingesetzt. Laut Beschreibung soll da auch Analogbetrieb möglich sein. Mittlerweile hatte ich auch die Lizenz für den Lok-Programmer von der Fa. Stärz erworben. Dann konnte ja der Programmierung der neuen Lok nichts mehr im Wege stehen. An die Zentrale hatte ich ein Programmiergleis angeschlossen und der neuen Ge 4/4''' 643 ihre Parameter verpasst.


Bemo Ge 4/4 643

107001: Bemo Ge 4/4''' 643



Wie schön langsam sie anfuhr, man konnte das Licht ein- und ausschalten. Ich habe die komplette Sound-Parade aufspielen lassen. Wirklich nett das Ganze. Aber noch sollte sie ja im herkömmliche Modus, also mit Gleichspannung ohne Bits und Bytes ihre Runden drehen. Was nun kommt, das glauben Sie nicht.
Die Maschine steht in Bergün, die Lampen sind an. Ich drehe den Fahrregler langsam bis auf etwa 4-5 Volt auf. Nach einiger Zeit fährt sie auch gaaaanz langsam an. Wunderbar, denke ich. Ich fahre mit bescheidener Geschwindigkeit über die alte Strecke bis hinab in den Schattenbahnhof. Ich beschleunige etwas und dann hörte ich ein Geräusch das ich aus meiner elektronischen Vergangenheit her kannte. Ich dachte sofort, verdammt das riecht nach Strom. Und damit war die Jungfernfahrt meiner Ge 4/4''' 643 zu Ende. Ich gab ihr noch die Gelegenheit, eine Neuparametrisierung über sich ergehen zu lassen. Was soll ich sagen, sie verweigerte jegliche Teilnahme. Also, das war's.
Ich setzte mich mit meinem Lieferanten in Verbindung und wir vereinbarten, die Lok zunächst einmal an ihn zurückzusenden. Nach einigen Wochen bekam ich das gute Stück zurück mit einem beigelegten Lieferschein der Fa. Bemo mit dem Hinweis, der ESU-Decoder sei durchgeschmort und er wäre nun getauscht. Ans Werk sagte ich mir und stellte die Lok wieder auf das Programmiergleis, übergab ihr die Parameter und sie fuhr auch vorwärts und rückwärts langsam an. Alle Soundfunktionen gaben einwandfrei ihren Laut. Schritt zwei wäre nun der Analogtest. Gesagt - getan, bei etwa 3-4 Volt, die Leds haben wieder geleuchtet und die Lok hat sich nach einigen Sekunden ganz langsam fortbewegt. Nachdem ich den Fahrregler auf etwa 7-8 Volt hochgezogen habe hat sich der Decoder wieder akustisch gemeldet und leise Servus gesagt. Ich wollte es nicht glauben. Ich habe die Lok wieder auf das Programmiergleis gestellt, keine Reaktion und die Überlastanzeige der ZS2 leuchtete wieder in schönstem Rot.
Erneut mit dem "Möbelhaus" in Verbindung gesetzt, Herr H. von meinem Lieferanten, der übrigens immer entgegenkommend und hilfsbereit war, wusste auch keinen Rat mehr und war genauso erstaunt über diesen Sachverhalt wie ich. Wir beide wussten, dass digitale Loks auch in Analog zu betreiben sind. Er empfahl mir, mich doch direkt mit der Firma Bemo in Verbindung zu setzen und das Geschehen ausführlich zu erläutern. Was ich auch tat, Brief geschrieben und die Ge 4/4 nach Uhingen geschickt. Bemo wolle sich auch mit dem Hersteller des Decoders, der Firma ESU, in Verbindung setzen., aber im Moment seien Ferien in BW und das könne etwas dauern. Mittlerweile ist der Herbst eingekehrt und wir befinden uns am Ende des Septembers. Zwischenzeitlich hat mich Herr W. der Fa. Bemo telefonisch kontaktiert und er konnte sich das alles nicht erklären. Das hätte es noch nie gegeben und wir waren uns einig, die Lok muss wieder ins Württembergische geschickt werden. Nach einer Woche erhielt ich die Lok wieder zurück, der Decoder und die Motorleiterplatte wurden ausgetauscht und alle Kabellötpunkte wurden überprüft. Herr W. sagte mir noch am Telefon, er hätte einen Schluss zwischen Motorplatte und Chassis festgestellt und beseitigt. Das nenne ich einen Service, kaum zu überbieten. Aber es kam ja noch besser.
Lange Rede, kurzer Sinn, der Test ergab fast erwartungsgemäß dasselbe Ergebnis nur mit dem Unterschied, die Zentrale ging nicht mehr auf Kurzschluss. Ich rief Herrn W. wieder an und schlug ihm vor Lehre und Forschung zu bemühen. Er möge mir doch eine Testlok mit einem normalen ESU-Decoder zur Verfügung zu stellen. Er ging sofort darauf ein und ein paar Tage später erhielt ich eine Ge 4/4 651, die Glacierlok mit einem normalen ESU-Decoder.


Bemo Ge 4/4 643

107002: Bemo Ge 4/4''' 643



Das Tf sieht ja toll aus, in Silber. Lok auf das Gleis gesetzt. Digital einwandfrei und dann anschließend analog - einwandfrei. Und nun? liegt das Problem doch bei ESU? Eine Charge komplett defekt? Ich setzte mich wieder mit Herrn W. (Fa.Bemo) in Verbindung und bot ihm an, den normalen Decoder aus seiner Testlok in meine Ge 4/4 643 setzen und, auf die Gefahr eines Totalverlustes des Decoders, analog zu testen. Gesagt - getan, er überstand das Procedere unbeschadet. Also haben wir damit ein Fehlverhalten meiner Lok ausgeschlossen, das Problem haftet dem Sounddecoder an. Herr W. der Firma Bemo war sichtlich erleichtert, dass die Ursache nicht bei den eigenen Produkten liegt. Er wolle sich nun noch einmal mit der Firma ESU in Verbindung und beraten, was nun geschehen soll.


Bemo Ge 4/4 651

107003: Bemo Ge 4/4''' 651



Einige Tage später dann der Anruf von Herrn W. von Bemo. Ja, die Firma ESU hätte wäre das Ganze noch einmal gründlich durgegangen. Dem aufmerksamen Besucher meiner Webseiten hier sollte nicht entgangen sein, dass ich meinen analogen Betrieb mit den Trafos der Firma Titan betreibe (zu erkennen auf Bild 412117). Herr W. aus Uhingen teilte mir in einem früheren Telefonat mit, auch er habe die Tests mit einem Transformator der Firma Titan durchgeführt. Aber dann der alles entscheidende Hinweis. Die Firma ESU habe festgestellt, dass der von mir eingesetzte Trafo Titan 812 (mit Halbwellen-Anfahrt) das ganze Übel verursacht hat. Die Test bei der Firma Bemo sind aber mit einem Titan 816 (auch Halbwelle) ohne Beanstandung durchgeführt worden. Meine Trafos würden wohl Überspannungen auslösen die die Decoder überlasteten und damit zerstörten. Diese Aussage und Feststellung von ESU lasse ich nun einmal so im Raume stehen. Ich besprach mich noch einmal mit Herr W. von Bemo, sagte zu ihm dass für mich die Ursache eindeutig bei der zu geringen Belastbarkeit des Sounddecoders (zu geringe Toleranz eines der Bauteile) liege. Der normale Decoder packt diese Überspannung der Halbwelle ja auch. Den normalen Decoder der Bemo-Testlok konnte ich für meine Zeit der Forschung und Lehre behalten. Ich bedankte mich nochmals vielmals bei Herrn W. (Bemo) für das mir entgegengesetzte Vertrauen, denn er hat mir ja schließlich eine Testlok überlassen. Drei Tage später hatte ich dann einen neuen Ersatz-Sounddecoder im Briefkasten.
Damit war für mich entschieden, einen analog betriebenen Schattenbahnhof samt Block- und Weichensteuerung wird es nicht geben. Die vier Stromkreise wurden auf einen reduziert. Die Trafos entfernt und stattdessen die digitale Spannung der ZS2 an meine Anlage angeschlossen. Seit Mitte November 2016 fährt meine einzige digitale Lok auf meiner Anlage.
Abschließend möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich die Bemühungen, das Entgegenkommen und das Vertrauen der Firma Bemo aus Uhingen ganz hoch anrechne. So sieht für mich Support und Service aus, zumal dieses Verhältnis ja zwischen einem Hersteller und einem Endverbraucher stattfand.