© 2004 bahngalerie.de Detlef Klein - Rodgau -
Hessische Landesbahn im Taunus
Straßenbahn in Frankfurt/Main
Studienfahrt der Verkehrsfreunde Stuttgart
am 14. und 15. September 2002
Ein Fahrtbericht von Bettina Plettig
am 14. und 15. September 2002
Sonntag, 15. September 2002 |
Wenn Sie nach einem geschichtlichen Ereignis in Frankfurt gefragt werden, antworten Sie mit hundertprozentiger Sicherheit als erstes: Parlament in der Paulskirche, und im Gegensatz zu den meisten Geschichtsdaten können Sie die Jahreszahl im selben Atemzug nennen: 1848. Wenden Sie bei unserem gerade stattfindenden Fotohalt bitte Ihre Aufmerksamkeit vom Römer auf der einen Seite unserer Straßenbahn auf die andere Seite der Tram - da steht es, das imposante Gebäude der Paulskirche. Vor Jahren war ich einmal in ihrem Inneren - es ist beeindruckend groß und umso bemerkenswerter, wenn man die mit ihr verknüpften Konsequenzen für unsere deutsche Geschichte bedenkt. Rötlich glühend in der Morgensonne liegt die Paulskirche wunderschön im Licht, aber es gehört schon ein starkes Weitwinkelobjektiv auf die Kamera, um ein vernünftiges Foto von ihr zu bekommen. Interessant ist der Gegensatz zwischen den historischen Gebäuden um unsere Straßenbahn herum und den im Hintergrund aufragenden hochmodernen Bürotürmen. |
Bild 307543: Der Museumszug der Frankfurter Straßenbahn halt zu einem kurzen Fotostop in der Braubachstraße. Einen schönen Kontrast bilden der Turm der alten Pauskirche und der Turm der Commerzbank-Zentrale.
|
Bild 307544: Es sind schon extreme Lichtverhältnisse, früh morgens in den Häuserschluchten von Frankfurt. Im gleißenden Sonnenlicht der Römer mit seinem berühmten Balkon für die Meisterfeiern der Fußballmannschaften. Rechts im dunklen Bereich spiegelt sich in den Fenstern des Salzhauses die Paulskirche. |
Unsere Fahrt geht weiter, durch enge Kurven und belebte Straßen, über eine Mainbrücke, vorbei am Hauptbahnhof, mitten durch die Hochhäuser hindurch wieder auf eine Mainbrücke zu. Dass unsere Straßenbahn mit Beiwagen bei der Brückenauffahrt nicht sofort auf die rechte Seite kippt, wundert mich erst hinterher. Zuerst herrscht ein winziger Moment Stille, dann tönt es von überall her: "Oh, ah, wouw, toll, einmalig, unglaublich, wunderschön...." Rechts von uns, über den Main hinweg, hinter der nächsten Brücke, liegt die berühmte Skyline, sonnenbeschienen vor dem blauen Himmel. Ist das schön! Wenn nur die Bahn anhielte! Und sie hält. Mit eindringlichen Ermahnungen, vorsichtig zu sein, lässt uns der Fahrer mitten auf der Brücke aussteigen; denn parallel zu den Tramgleisen wird auch der Autoverkehr über die Obermainbrücke geführt. Wir überqueren die Fahrbahn und stehen am Brückengeländer und fotografieren diesen traumhaften Blick. Um mich herum klickt und summt es in einem fort, schnell greifen die Finger an die Kamera, um Belichtung und Entfernung zu variieren - so ein Fotostandpunkt freut Verkehrsfreunde und die Fotoindustrie gleichermaßen. Es ist wirklich überwältigend. Mit dem Main im Vordergrund wirkt die Kulisse der Hochhäuser noch imposanter als sie es ohnehin schon ist. Man kann sich über Schönheit von einzelnen Gebäuden streiten, aber der Blick, der sich uns hier bietet, ist in Deutschland einzigartig und strahlt eine unglaubliche Eleganz in seiner Gesamtheit aus. Übertrieben? Nein, schauen Sie sich die Bilder an! |
Hochzufrieden, denn wir wissen: das war der Höhepunkt, steigen wir wieder in unsere Bahn und nehmen nur am Rande wahr, dass direkt neben uns ein weiteres berühmtes Bauwerk Frankfurts den Main überbrückt: der Eiserne Steg. |
Bild 307574: Der Sonderzug steht in der Schleife des Endpunktes am Waldstadion. |
Die nächste Station unseres Sonderzuges ist das Stadion, das Frankfurter Waldstadion der Eintracht Frankfurt. Fußball....! Bei der Anfahrt an das Stadion überlege ich mir, auf welchem Platz in welcher Liga die Eintracht gerade spielt, und muß zu meiner Schande gestehen, dass ich es nicht weiß. Aber wenn man sich diese riesige Gleisanlage vor dem Eingang betrachtet, dann ist hier eine ganze Menge los. Unser Zug fährt außen an vielen, vielen Gleisen vorbei und hält parallel zum großzügigen und geschmackvollen Eingangsbereich. Die Anlage selbst ist ein immens großer Kopfbahnhof. Selbst ein eigenes Stellwerk gibt es hier, das heute auch besetzt ist. Es bleibt der Phantasie eines jeden überlassen, sich vorzustellen, was hier bei einem Spiel abgeht, wenn eine Straßenbahn nach der anderen, beladen mit Fußballfans ankommt und ihre oft außer Rand und Band geratene Ladung auskippt. Wann sind die Fans am schlimmsten: in hoffnungsvoller Erwartung vor einem Spiel oder ernüchtert oder im Siegestaumel danach? |
Mit der Straßenbahn, diesmal einem O-Triebwagen, geht unsere Sonderfahrt weiter. Bitte schauen Sie wegen der technischen Einzelheiten der Wagen in Rainer Voglers ausführliche Beschreibung. Dort sind alle in Frankfurt verfügbaren und eingesetzten Fahrzeuge aufgelistet und beschrieben. |
Bild 309110: Vor dem Symbol der neuen europäischen Währung, dem Euro, läßt sich der Sonderzug am Willy-Brandt-Platz gut ablichten.Im Hintergrund steht das Gebäude der Europäischen Zentralbank. Die Stadt hat leider vor, das Eurobildnis wieder entfernen zu lassen, obwohl es mittlerweile zum Touristen-Magneten geworden ist. |
Vielleicht bewegen mich solche Gedanken, weil ich müde bin, erledigt von diesem ereignisreichen Tag, an dem ich so viel gesehen habe und bemüht war, alles aufzunehmen. Aber noch sind wir nicht am Bahnhof. Den letzten von zahlreichen Fotohalten absolvieren wir vor dem Messegelände. Wir umrunden einen großen, blumenreich angelegten Platz mit Brunnen und halten mit unserer Bahn vor dem Messeturm, dem Bleistift. Fast jedes Hochhaus in Frankfurt hat einen passenden Spitznamen.
Bei diesem Fotohalt überwältigen mich wieder Kindheitserinnerungen: meine Eltern haben vor meiner Zeit in Frankfurt gelebt. Später sind sie mit uns Kindern ab und zu nach Frankfurt gefahren. Meine Brüder und ich fanden den Zoo und auch den Palmengarten zwar ganz nett, was uns aber wirklich beeindruckt hat und was bei jedem Frankfurtbesuch dabei sein musste, das war der Mann mit dem Hammer.
Eine riesengroße, mehr zwei als dreidimensionale Figur steht vor dem Messeturm und hebt in stoischer Langsamkeit einen Hammer nach oben, um ihn genauso langsam wieder herunter "sausen" zu lassen. Von unserem Fotostandpunkt, an dem wir für einen kurzen Augenblick sogar noch etwas Sonne abbekommen, sieht es aus, als haue der Mann mit seinem Hammer auf die Straßenbahn.
|
Ich hatte eigentlich vor, bis Stuttgart zu fahren, und dort in den Anschlusszug um 21.15 Uhr nach Heilbronn umzusteigen. Das kann ich jetzt vergessen, denn unsere Verspätung macht mehr als die vorgesehene Umsteigezeit von 10 Minuten aus. |