Titel BahnGalerie
Ihr Browser wird leider nicht unterstützt.

©Rüdiger     Appel

googleplus

Besucher online

Diese Seite wurde erstellt von WebDesign
© 2004 bahngalerie.de Detlef Klein - Rodgau -

Hessische Landesbahn im Taunus

Straßenbahn in Frankfurt/Main

Studienfahrt der Verkehrsfreunde Stuttgart
am 14. und 15. September 2002

Ein Fahrtbericht von Bettina Plettig

Sonntag, 15. September 2002

Die Getränke an der Bar gestern abend waren nicht im Preis enthalten, wohl aber ist es das Frühstück. Deshalb greifen wir erst mal herzhaft bei der reichhaltigen Auswahl zu; wahrscheinlich gab es gestern abend nicht genug.
Wichtig ist, spätestens um viertel vor 10 Uhr am Betriebshof der Straßenbahn in Sachsenheim zu sein. Denn heute findet das reichhaltige Straßenbahnprogramm in Frankfurt statt.
Noch ist es ein wenig frisch unter der vom blauen Himmel erstrahlenden Sonne, und im Gegensatz zu den sonstigen Aktivitäten vor einem Straßenbahndepot warten wir erst mal nicht auf unsere Sondertram, sondern auf den aus Stuttgart anreisenden zweiten Teil der Verkehrsfreunde, der zum Teil deckungsgleich mit dem gestrigen Teil ist. Ein klassischer Fall für die Mengenlehre. Mit etwas Verspätung treffen unsere Kollegen ein, und auch unser Sonderzug lässt nicht mehr lange auf sich warten. Die Wartezeit war keineswegs langweilig: vor dem Depot liegen eine Menge Schienen rum, und selbst für einen Sonntag morgen ist dort allerhand Betrieb. In jede Richtung fahren Straßenbahnen aller Sorten und Lackierungen.
Nach dem Einsteigen in die Sondertram, einen L-Zug in den Frankfurter Farben orange/weiß, geht es erst einmal durch die Stadt. Welches Gebäude fällt Ihnen bei der Stadt Frankfurt als erstes ein? Der Römer natürlich, das Rathaus der Stadt. Nach Durchfahren eines schönen, barocken Bogens hält unsere Tram direkt neben einer Fußgängerzone, dem Römerberg deren herausragendstes Ensemble der Römer ist. Ich gebe zu, bei diesem Fotohalt weniger Aufmerksamkeit der Bahn als mehr eben diesem Gebäude zu widmen. In diesen für einen Sonntag frühen Morgenstunden beginnt gerade das Leben in der Fußgängerzone: Tische werden abgewischt, Stühle aufgeklappt, die Fensterläden der Lokale geöffnet, und alles für den sonnigen Ansturm der Besucher vorbereitet.

Wenn Sie nach einem geschichtlichen Ereignis in Frankfurt gefragt werden, antworten Sie mit hundertprozentiger Sicherheit als erstes: Parlament in der Paulskirche, und im Gegensatz zu den meisten Geschichtsdaten können Sie die Jahreszahl im selben Atemzug nennen: 1848. Wenden Sie bei unserem gerade stattfindenden Fotohalt bitte Ihre Aufmerksamkeit vom Römer auf der einen Seite unserer Straßenbahn auf die andere Seite der Tram - da steht es, das imposante Gebäude der Paulskirche. Vor Jahren war ich einmal in ihrem Inneren - es ist beeindruckend groß und umso bemerkenswerter, wenn man die mit ihr verknüpften Konsequenzen für unsere deutsche Geschichte bedenkt. Rötlich glühend in der Morgensonne liegt die Paulskirche wunderschön im Licht, aber es gehört schon ein starkes Weitwinkelobjektiv auf die Kamera, um ein vernünftiges Foto von ihr zu bekommen. Interessant ist der Gegensatz zwischen den historischen Gebäuden um unsere Straßenbahn herum und den im Hintergrund aufragenden hochmodernen Bürotürmen.

Bild:307543

Bild 307543: Der Museumszug der Frankfurter Straßenbahn halt zu einem kurzen Fotostop in der Braubachstraße. Einen schönen Kontrast bilden der Turm der alten Pauskirche und der Turm der Commerzbank-Zentrale.
(15.09.2002)

Bild: 307544

Bild 307544: Es sind schon extreme Lichtverhältnisse, früh morgens in den Häuserschluchten von Frankfurt. Im gleißenden Sonnenlicht der Römer mit seinem berühmten Balkon für die Meisterfeiern der Fußballmannschaften. Rechts im dunklen Bereich spiegelt sich in den Fenstern des Salzhauses die Paulskirche.
(15.09.2002)

Unsere Fahrt geht weiter, durch enge Kurven und belebte Straßen, über eine Mainbrücke, vorbei am Hauptbahnhof, mitten durch die Hochhäuser hindurch wieder auf eine Mainbrücke zu. Dass unsere Straßenbahn mit Beiwagen bei der Brückenauffahrt nicht sofort auf die rechte Seite kippt, wundert mich erst hinterher. Zuerst herrscht ein winziger Moment Stille, dann tönt es von überall her: "Oh, ah, wouw, toll, einmalig, unglaublich, wunderschön...." Rechts von uns, über den Main hinweg, hinter der nächsten Brücke, liegt die berühmte Skyline, sonnenbeschienen vor dem blauen Himmel. Ist das schön! Wenn nur die Bahn anhielte! Und sie hält. Mit eindringlichen Ermahnungen, vorsichtig zu sein, lässt uns der Fahrer mitten auf der Brücke aussteigen; denn parallel zu den Tramgleisen wird auch der Autoverkehr über die Obermainbrücke geführt. Wir überqueren die Fahrbahn und stehen am Brückengeländer und fotografieren diesen traumhaften Blick. Um mich herum klickt und summt es in einem fort, schnell greifen die Finger an die Kamera, um Belichtung und Entfernung zu variieren - so ein Fotostandpunkt freut Verkehrsfreunde und die Fotoindustrie gleichermaßen. Es ist wirklich überwältigend. Mit dem Main im Vordergrund wirkt die Kulisse der Hochhäuser noch imposanter als sie es ohnehin schon ist. Man kann sich über Schönheit von einzelnen Gebäuden streiten, aber der Blick, der sich uns hier bietet, ist in Deutschland einzigartig und strahlt eine unglaubliche Eleganz in seiner Gesamtheit aus. Übertrieben? Nein, schauen Sie sich die Bilder an!

Bild: 307553
Bild 307553: Anhalten, Aussteigen (auf die Autos achten) fotografieren, einsteigen und wieder weiterfahren. Das spielte sich am Vormittag des 15. September 2002 auf der Obermainbrücke ab.

Bild: 307554
Bild 307554: Skyline of Mainhattan. Leider ist der Dom (rechte Bildseite) gerade eingepackt da er restauriert wird.

Hochzufrieden, denn wir wissen: das war der Höhepunkt, steigen wir wieder in unsere Bahn und nehmen nur am Rande wahr, dass direkt neben uns ein weiteres berühmtes Bauwerk Frankfurts den Main überbrückt: der Eiserne Steg.
Noch sehen wir im Hintergrund die letzten Spitzen der Hochhäuser verschwinden, da sind wir schon mitten im Wald und bewegen uns auf unserer Trasse parallel zur DB-Strecke. Wären da nicht immer wieder laut über uns hinweg startende Flugzeuge, wäre die Idylle eines verträumten Waldes perfekt. Und in Neu-Isenburg mit seinem romantischen Bahnhofsgebäude sind Sie schon meilenweit von der Großstadt entfernt. In der Schleife vor dem Bahnhof wird gewendet, und zurück geht es in die Stadt, diesmal direkt ans Ufer des Mains. Auch von hier hat man einen schönen Blick auf die Stadt, aber bei weitem nicht so spektakulär wie vorhin. Außerdem ist das Umfeld mit seiner Industrie und einer Baustelle weniger anziehend als eine Mainbrücke.

Bild: 307574

Bild 307574: Der Sonderzug steht in der Schleife des Endpunktes am Waldstadion.
(15.09.2002)


Die nächste Station unseres Sonderzuges ist das Stadion, das Frankfurter Waldstadion der Eintracht Frankfurt. Fußball....! Bei der Anfahrt an das Stadion überlege ich mir, auf welchem Platz in welcher Liga die Eintracht gerade spielt, und muß zu meiner Schande gestehen, dass ich es nicht weiß. Aber wenn man sich diese riesige Gleisanlage vor dem Eingang betrachtet, dann ist hier eine ganze Menge los. Unser Zug fährt außen an vielen, vielen Gleisen vorbei und hält parallel zum großzügigen und geschmackvollen Eingangsbereich. Die Anlage selbst ist ein immens großer Kopfbahnhof. Selbst ein eigenes Stellwerk gibt es hier, das heute auch besetzt ist. Es bleibt der Phantasie eines jeden überlassen, sich vorzustellen, was hier bei einem Spiel abgeht, wenn eine Straßenbahn nach der anderen, beladen mit Fußballfans ankommt und ihre oft außer Rand und Band geratene Ladung auskippt. Wann sind die Fans am schlimmsten: in hoffnungsvoller Erwartung vor einem Spiel oder ernüchtert oder im Siegestaumel danach?
Nach mehreren Fotohalten, bei denen alles drunter und drüber geht, weil keiner weiß, was als nächstes passiert, verlassen wir die Heimat der Eintracht und fahren zum Gleisdreieck an der Heinrich-Hoffmann-Straße, wo über das Gleisdreieck gewendet wird.
Während der ganzen Fahrt über informiert uns unser englisch gebürtiger Verkehrsfreund Alan Pauly, der in Frankfurt lebt, über Interessantes zum Thema Straßenbahn, über geschichtliches und über manche Gebäude, die wir passieren, unterstützt von Harald und Detlef Klein. Für diese spontanen Erklärungen bedanken wir uns ganz herzlich.
Unser nächstes Ziel heißt: Schwanheim. Dort befindet sich das Verkehrsmuseum der Stadtwerke und die Station fürs Mittagessen.
Von der Haltestelle Schwanheim Rheinlandstraße sind es nur wenige Minuten zu Fuß bis ins Ortszentrum. Dass Schwanheim zu Frankfurt gehört, glaubt man kaum. Hier ist es ländlich, sittlich und sehr dörflich. Fachwerkhäuser säumen die blumenverzierte Hauptstraße, immer wieder erhascht man einen kurzen Blick durch eine Toreinfahrt in einen gemütlich gestalteten Innenhof. Einen solchen Innenhof hat auch das Gasthaus Frankfurter Hof "Seppche", das das Mittagessen für uns bereit hält. Bestimmt war das Anwesen mal ein Gutshof. Unter hervorragenden Dächern, gestützt von alt ehrwürdigen Balken, stehen rustikale Tische und Bänke. Es gibt reichliches und sehr schmackhaftes Essen, dazu trinkt man natürlich Äppelwoi. Ich nicht, obwohl er mir hier besser schmeckt als gestern abend. Aber er kann auch recht unangenehme und unerwünschte Nebenwirkungen auf das Verdauungssystem haben. Es ist halt doch Moscht.
Obwohl die Sonne nicht mehr ganz so klar vom Himmel scheint, gönnt sich der eine oder andere auf dem Rückweg zum Verkehrsmuseum noch ein Eis.
Und dann beginnt eine denkwürdige Führung im Verkehrsmuseum der Stadtwerke Frankfurt. Denkwürdig in mancher Hinsicht. Zuerst werden wir zurückversetzt in eine Zeit, die bei jedem von uns unterschiedlich lang zurückliegt, nämlich in unsere Schulzeit. Ordentlich müssen wir uns auf die bereitgestellten Stühle setzen, und es geht erst los, wenn Ruhe herrscht. Richtig Ruhe, also Stille! Dann ist der Herr, der uns unser Führer sein wird, kein unbeschriebenes Blatt. "Ernst Wehbeck in Lebensgröße" stellt er sich vor und ist schon in einer Sendung von Eisenbahnromantik aufgetreten. Dort hat er aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz geplaudert, denn er war
Schaffner, Fahrzeugführer und später Fahrschullehrer für Straßenbahnen; und das alles immer in Frankfurt.
Zunächst präsentiert er uns die Geschichte des ÖPNV in Frankfurt. Sie beginnt 1840, genauer gesagt am 1.11.1840 mit der Genehmigung zum regelmäßigen Pferdeomnibusbetrieb durch die Stadt als erste regelmäßige Nahverkehrsverbindung. 1872 wird die Genehmigung zum Betrieb der ersten Pferdeeisenbahnstrecke (zwischen Schönhof-Bockenheim und Hauptwache-Innenstadt) erteilt. Die Frankfurter Trambahn-Gesellschaft wird durch die Firma F. de la Hault & Cie in Brüssel gegründet. Was die Belgier in Frankfurt zu suchen hatten, wäre nicht uninteressant. 1884 folgt die Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft, und schon 1888 nimmt die Frankfurter Lokalbahn AG mit Dampfbahnen ihren Betrieb auf. 1904 wird die letzte Pferdebahn eingestellt. Fast alle Linien sind zu dieser Zeit bereits elektrifiziert.
Dieses Pferdebahnzeitalter, das hat es Herrn Wehbeck angetan. Während wir gespannt auf den Stühlchen sitzen, demonstriert er uns diverse Hilfsmittel aus dieser Zeit. Wie hat man zur Zeit der Pferdebahn eine Weiche gestellt, ohne dass der Kutscher seinen Platz verlassen musste? Man hat ein Eisenblech auf einen Balken gelegt, so dass eine Wippe entsteht. Diese Wippe war mittels eines Zugmechanismus mit der Weiche verbunden. Kam jetzt die Pferdebahn, wusste das Pferd natürlich, dass es nach rechts muss und ist auf die rechte Seite der Wippe getreten und die Seile haben die Weiche gestellt. Das nächste Pferd kannte seinen Weg nach links und trat auf die andere Seite, und wieder stellte sich die Weiche. Klar, dass das Prinzip nicht funktionierte, wenn zwei Pferde vorgespannt waren.
Wozu braucht man ein Entgleisungseisen? Wer hat wann das Telefon erfunden? Es ist unglaublich, was Herr Wehbeck weiß und wie interessant er es vermitteln kann. Während der Führung durch 2 Hallen, in denen rund 30 Fahrzeuge zu besichtigen sind, fallen ihm immer wieder Anekdoten aus seinem Berufsleben ein, die er ausführlich zum Besten gibt.
Wenn Sie ein Ausflugsziel suchen und sich für Frankfurt entschieden haben, wenn Sie den Zoo, den Palmengarten, die Zeil, den Römer, die Paulskirche und den Henninger Turm (der ist aber im Moment für das Publikum geschlossen, da die dazugehörige Brauerei nicht mehr existiert. Über die zukünftige Nutzung des Frankfurter Wahrzeichens wird heftigste diskutiert. Es gibt Gedankenspiele vom Abriss bis zum Umbau zu einem Parkhaus) auf Ihrem Touristenprogramm abgehakt haben, dann vergessen Sie Schwanheim und sein Verkehrsmuseum nicht.

Bild: 307586
Bild 307586: Der Zug hat die Bürostadt Niederrad verlassen und fährt nun entlang des Stadtwaldes nach Schwanheim.
(15.090.2002)

Bild: 307596
Bild 307596: Unser nächster Sonderzug, einer vom Typ "O", wird in Schwanheim für die Rückfahrt bereitgestellt.
(15.09.2002)

Mit der Straßenbahn, diesmal einem O-Triebwagen, geht unsere Sonderfahrt weiter. Bitte schauen Sie wegen der technischen Einzelheiten der Wagen in Rainer Voglers ausführliche Beschreibung. Dort sind alle in Frankfurt verfügbaren und eingesetzten Fahrzeuge aufgelistet und beschrieben.
Wir fahren wieder ans Mainufer zurück, vorbei am jetzt im Schatten liegenden Römer ins Depot des Betriebshofes Eckenheim. An der Konstablerwache legen wir einen Fotohalt auf der "Frankfurter Neubaustrecke" ein. Im Jahre 1986 wollte man die Frankfurter City "schienenfrei machen". Es gab keine durchgehende Verbindung mehr. Die Linie 12 endete in der Friedberger Straße. Seit 2001 gibt es wieder durch die Kurt-Schumacher-Straße eine Schienenverbindung. Im Depot angekommen, stürmen wir gleich die dort abgestellten Straßen und U-Bahnwagen. Hier stehen neben weiteren Fahrzeugen auch die Triebwagen des Ebbelwei-Express, mit dem Sie gemütliche und genüssliche Fahrten durch Frankfurt unternehmen können. Eine kurze Anmerkung zur hessischen Sprache: gestern abend in Sachsenheim waren wir in einer Äppelwoiwirtschaft, die Tram heißt Ebbelwei-Express. Ich habe das jeweils Buchstabe für Buchstabe abgeschrieben. Ihre Berichterstatterin rät bei dieser unterschiedlichen Schreibweise: lesen Sie ein hessisches Wörterbuch oder fragen Sie Ihre hessischen Verkehrsfreunde.
Auf unserer Weiterfahrt türmen sich schon bedenklich hohe Gewitterwolken am Himmel, die obersten Kanten der Hochhäuser lecken an den Wolken. Wie mag so ein Gewitter in der obersten Etage eines Wolkenkratzers sein? Ist man dem Himmel dort oben wirklich näher? Was fühlt man unter dem Dach der Gigantentürme, wenn die unglaubliche Kraft der Naturgewalten an den Stahl- und Glasgerippen zerrt, der Wind das Gebäude in Schwingung versetzt, das Geräusch des Sturmes vervielfacht wird, und die einzige Lebensversicherung das Können der Architekten und Statiker und unser Vertrauen in sie ist? Ist es wirklich nur die Beengtheit der Innenstädte, die uns in die Höhe bauen lässt, oder sind wir genauso von uns eingenommen wie diejenigen, die vor Urzeiten den Turmbau zu Babel versuchten und kläglich scheiterten?

Bild: 309110

Bild 309110: Vor dem Symbol der neuen europäischen Währung, dem Euro, läßt sich der Sonderzug am Willy-Brandt-Platz gut ablichten.Im Hintergrund steht das Gebäude der Europäischen Zentralbank. Die Stadt hat leider vor, das Eurobildnis wieder entfernen zu lassen, obwohl es mittlerweile zum Touristen-Magneten geworden ist.
(15.09.2002)

Vielleicht bewegen mich solche Gedanken, weil ich müde bin, erledigt von diesem ereignisreichen Tag, an dem ich so viel gesehen habe und bemüht war, alles aufzunehmen. Aber noch sind wir nicht am Bahnhof. Den letzten von zahlreichen Fotohalten absolvieren wir vor dem Messegelände. Wir umrunden einen großen, blumenreich angelegten Platz mit Brunnen und halten mit unserer Bahn vor dem Messeturm, dem Bleistift. Fast jedes Hochhaus in Frankfurt hat einen passenden Spitznamen. Bei diesem Fotohalt überwältigen mich wieder Kindheitserinnerungen: meine Eltern haben vor meiner Zeit in Frankfurt gelebt. Später sind sie mit uns Kindern ab und zu nach Frankfurt gefahren. Meine Brüder und ich fanden den Zoo und auch den Palmengarten zwar ganz nett, was uns aber wirklich beeindruckt hat und was bei jedem Frankfurtbesuch dabei sein musste, das war der Mann mit dem Hammer. Eine riesengroße, mehr zwei als dreidimensionale Figur steht vor dem Messeturm und hebt in stoischer Langsamkeit einen Hammer nach oben, um ihn genauso langsam wieder herunter "sausen" zu lassen. Von unserem Fotostandpunkt, an dem wir für einen kurzen Augenblick sogar noch etwas Sonne abbekommen, sieht es aus, als haue der Mann mit seinem Hammer auf die Straßenbahn.
Ja, und nun sind wir, sogar vor der Zeit, am Seiteneingang des Bahnhofs und warten auf das Auto mit unserem Gepäck und den jeden Moment einsetzenden Regen. Einige könnten einen früheren Zug nehmen, aber die Koffer sind erst für 19.15 Uhr bestellt. Selbstverständlich betrifft das nur diejenigen, die auch einen Koffer dabei haben. Harald Klein telefoniert mit dem Koffertransporteur, der tatsächlich unsere Habe vorher abliefert. Wir laden aus und stehen nun mit dem Gepäck vor dem Bahnhof. Nicht gerade ein idealer Standort angesichts des Volks, das sich hier herumtreibt. Also bewachen wir. Und warten. Waren vorher die Verkehrsfreunde da und keine Koffer, so haben wir nun die Koffer, aber die dazugehörenden Verkehrsfreunde fehlen. Nach und nach trudeln alle ein, greifen ihr Gepäck und wandern zum Bahnsteig. Bisher haben zwei Tage lang alle Fahrpläne reibungslos geklappt. Einige meinen, das könne nicht so weiter gehen! Hätten sie nur geschwiegen; vielleicht wäre unser Zug dann pünktlich gefahren. So erfahren wir im Bahnhof von einer viertel Stunde Verspätung und nehmen die Gelegenheit war, noch ein wenig zusammenzusitzen, zu schwatzen und etwas zu trinken.
Bevor wir endlich unseren ICE 895 nach Stuttgart besteigen, verabschieden wir uns herzlich von Harald und Detlef Klein, nicht ohne uns ganz herzlich bei Ihnen für dieses abwechslungsreiche und interessante Programm zu bedanken. Das waren zwei besondere Tage, so nah der Heimat und doch in einer anderen Welt.

Bild: 309116
Bild 309116: Es gibt schon tolle Fotohalte. An der Bockenheimer Warte heißt es an der Haltestelle raus, der Zug fährt gaaaanz langsam über die Kreuzung. Es wird fotografiert und nach der Kreuzung heißt es wieder alle einsteigen. Im Hintergrund ist das ehemalige Bockenheimer Depot zu sehen, es beherbergt heute eine Theater.
(15.09.2002)

Bild: 309126
Bild 309126: Das letzte Bild (Hauptbahnhof Südseite) der Fahrt kreuz und quer durch Frankfurt. Es war ein erlebnisreicher, informativer und viele Filme kostender Tag mit dem VGF.
(15.09.2002)

Ich hatte eigentlich vor, bis Stuttgart zu fahren, und dort in den Anschlusszug um 21.15 Uhr nach Heilbronn umzusteigen. Das kann ich jetzt vergessen, denn unsere Verspätung macht mehr als die vorgesehene Umsteigezeit von 10 Minuten aus.
In Mannheim steige ich um in den dort noch wartenden Nahverkehrszug und zuckele auf miserabler Gleislage in halsbrecherischem Tempo durch den Odenwald nach Heilbronn.
Ein wirklich schönes Wochenende liegt hinter uns. Fragen Sie nach einer deutschen Großstadt, sagt kein Mensch Berlin. Berlin ist ein Dorf. Man antwortet: Frankfurt. Mit dieser Metropole verbindet man nicht nur die bekannten Würstchen, die hier Wiener heißen, sondern vor allem ein Stück deutsches New York.
Es ist eine Stadt der Gegensätze - hier die Moderne mit ihren Hochhäusern, Mainhätten, in dem die Großfinanz und die Geschäftswelt residieren, dazwischen eine ganz normale hessische Kleinstadt mit Fachwerkhäusern, in der zufälligerweise einmal große Geschichte geschrieben wurde.
Genauso gegensätzlich wie die Stadt sind ihre Bewohner: tagsüber in Schlips und Anzug trifft man sie abends in legerer Kleidung beim Äppelwoi.
Dass man in dieser Stadt und in ihrer herrlichen Umgebung attraktive Eisenbahnerlebnisse haben kann und abwechslungsreiche Straßenbahnerfahrungen machen kann, das haben wir zwei Tage lang erleben dürfen, und dafür bedanken wir uns bei allen Organisatoren und vor allem bei dem Personal der beteiligten Verkehrsunternehmen ganz herzlich. Immerhin war es ein Wochenende, dessen freie Zeit mancher für uns geopfert hat.
Ich sage ein ganz privates Dankeschön für die Idee dieser Studienfahrt. Ich bin in den letzten zwei Tagen von so vielen schönen Erinnerungen eingeholt worden, dass ich mich frage: warum habe ich so lange gewartet, hierher zu kommen?
Seien Sie schlauer als ich! Fahren Sie bequem von Stuttgart aus in weniger als 1 ½ Stunden mit dem ICE nach Frankfurt, schauen Sie sich die Stadt an, entdecken Sie den Taunus, kosten sie den hessischen Moscht und kommen Sie wieder. Bald!

|nach oben|       |Zurück|